Perlmuttschimmer

Wenn sich ein grauer Schleier über das Land legt, wenn der Nebel feuchte Kälte sprüht, wenn die Dunkelheit scheinbar viel länger währt als es das Tageslicht ins Fenster schafft, dann lohnt es sich, hier nachzutragen, welch großzügig sonnige Momente der Herbst uns auch noch schenkte.

Ein solcher Sonnentag war es, die Farben bereits leicht verblasst. Die Sommerwärme noch im Boden steckend und dennoch lag die kühle Schärfe ganz unverkennbar in den Schatten. Der Fluß, sich ästelnd, die Oberfläche glatt und ruhig. Die Leinen der Boote klingend im leichten Wind. Sonnenstrahlen, die sich im Wasser brechen. Ein Örtchen, auf der Landzunge versteckt, mit Geschichte, die sich durch Generationen zieht. Vielfarbig die Häuser, lieblich gefasst in Weiß. Die Stühle und Bänke auf hölzerner Stiege luden zum Schaukeln ein.

Einst wagten die ersten Siedler die große Bay hinauf zu fahren. Knietief, so sagt man, wateten sie durch lebende Austern, ihr Schimmer silbern im damals noch glasklaren Wasser. Auch heute noch bahnt diese wundersame Meeresfrucht mit harter Schale hier auf jeder Speisekarte Enten und Krebsen den Weg auf unseren Teller. So groß ist die Beliebtheit dieser Speise, dass ihr das Örtchen ein Fest bereitete an diesem sonnenhellen Herbsttag.

Habt ihr euch je gefragt, wie Austern ihren Weg auf unseren Teller finden? Austern fischt man, aber wie? Mit Netz? Mit Haken? Es scheint, hier führt die deutsche Sprache ganz deutlich in die Irre, denn Austern werden geerntet.

Ein Boot mit wenig Tiefgang braucht es, um die flachen Wasser tuckernd zu durchstreifen. Die Zange an langen Stangen gräbt sich ganz tief hinein in den Grund des Flusses. Geduld und Muskeln braucht es, um die lebenden Tiere aus den Schalenresten zu fischen. Anmutig fast der Tanz mit dem Rechen. Schimmern schlittern die Schalen über das Deck. Das Geräusch auf den Planken fast wie brechendes Glas. Mehr als die Hälfte der Austern werden in Nordamerika noch auf diese traditionelle Art aus dem Wasser geborgen.

Ein Herbsttag an der Bay. Glucksende Wellen. Sonnenstrahlen hell auf meinen Wangen. Azurfaben und weit das Himmelsdach. Der südliche Singsang des Austernfischers murmelnd an meinem Ohr.

Austern, perlmuttschimmernd, schmecken so köstlich nach Meer.

Nikki+++

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